Mit diesem fotografischen Beitrag soll auf Gentrifizierungsprozesse hingewiesen werden.
Gentrification entsteht häufig vor dem Hintergrund gut gemeinter Aufwertungsmaßnahmen in benachteiligten Stadtteilen. Mit ihnen sind meist Mietpreissteigerungen, Eigentümerwechsel, Fragmentierungen innerhalb früher homogener Stadtteilgesellschaft verbunden. Die Anfänge sind oft unmerklich und bleiben unreflektiert, im Ergebnis entstehen Verdrängung, soziale Spannungen zwischen alter und neuer Stadtteilbevölkerung und Belastung der Wohnortziele, die die verdrängte Bevölkerung sucht. Das Fotoprojekt gliedert sich in die vier Stufen der Gentrification „ Press-Clear-Wait-Change“ und greift das Beispiel der Stadtteilaufwertung in Dortmund-Hörde durch den Phoenixsee auf.
Gentrification beginnt mit „Press“= Verdrängungsdruck. Durch Bauarbeiten entsteht Unwirtlichkeit für die bisherigen Bewohner. Infrastruktureller Umbau, bis in die Wohn- und Gartensituation reichende Baustellen, Verwüstung von Gärten prägen die Wohnsituation negativ und mindern das Beharrungsvermögen der Ansässigen.
Der zweite Akt der Gentrification ist „Clear“. Unpassende Nutzungen und Bewohner werden eliminiert. Leere Klingelschilder und gefüllte Container, geräumte, leere Wohnungen geben den Blick aufs neue Grün frei und visualisieren Entmietungsvorgänge
Die dritte Stufe ist das Warten – „Wait“. Häuser und Mieter befinden sich im Wartestand. Abbruch und lukrative Neubebauung oder Sanierung/ Modernisierung sind Weichenstellungen, die über das Schicksal ihrer Bewohner entscheiden – oder bereits entschieden haben.
Der letzte Akt ist der Nutzungswechsel: „Change“. Die alten Offerten des Stadtteils haben ihre Adressaten verloren: Kioske, der „Süpermarket“, wohnungsnahe Dienstleister wie Friseur und Trödler geben auf; Reklameschilder auf der Straße und an den Häusern signalisieren Chancen für einkommensstarke Erwerber der neuen Eigentumswohnungen.
Im Rahmen des Schwerpunktthemas 2011 der Evangelischen Kirche in Dortmund und Lünen „Grenzgänge – Flüchtlinge“ zeigt der Lüner Fotograf Jürgen Evert in provozierenden Fotos vom Phoenixsee in Dortmund, dass Flucht und Vertreibung nicht nur weltpolitische Vorgänge sind, sondern sich „im Kleinen, vor Ort“ genau so abspielen können.
Die Ausstellung ist vom 10.-30.06.11 täglich von 18-19 h in der St.-Georg-Kirche, St.-Georg-Kirchplatz in Lünen-Mitte zu sehen.